Jüdische Emigranten in Basel
Wir möchten hier an eine jüdische Schriftstellerin erinnern, die Autorin u.a. von „Stadt ohne Männer“, die 1942 aus dem Lager Gurs in die Schweiz fliehen konnte und seitdem in Basel lebte, wo sie 1988 starb. Am 7. Februar wäre sie 113 Jahre alt geworden.
Gertrud Isolani
aus Wikipedia:
Gertrud Isolani, eigentlich Gertrud Isaacsohn (* 7. Februar 1899 in Dresden; † 19. Januar 1988 in Riehen, Kanton Basel-Stadt), war eine vielgelesene Journalistin und Schriftstellerin in der linksliberalen Presse der Weimarer Republik und den Zeitungen des Exils.
Gertrud Isolani war die Tochter des Journalisten und Theaterkritikers Eugen Isaacsohn. Mit 17 Jahren beendete 1916 Isolani erfolgreich das Realgymnasium und folgte ihrem Vater in der Berufswahl nach. Sie begann u.a. für das Berliner Tageblatt (Verlag Mosse), für Die Woche (Verlag Scherl), für die Berliner Illustrirte Zeitung (Verlag Ullstein) zu schreiben. Anfangs waren es feuillontistische Essays, später dann auch Theaterkritiken und Buchrezensionen. (...)
Von der rechten Presse schon vor 1933 als „Asphaltliteratin“ beschimpft, kam sie nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten einem Schreibverbot zuvor und emigrierte zusammen mit ihrer Familie nach Paris. Dort schrieb Isolani für das Pariser Tageblatt, die Pariser Tageszeitung und andere französische Zeitungen. Zudem war sie Korrespondentin einiger schweizerischer Zeitungen. Sie verfasste sowohl journalistische Arbeiten als auch Novellen und Erzählungen. Dazu übersetzte sie viele Artikel französischer Autoren ins Deutsche.
Auf Anordnung der französischen Regierung wurde Isolani mit ihrer Tochter und vielen anderen 1940 im Vélodrome d’Hiver (eine Radsporthalle, später unrühmlich bekannt durch Rafle du Vélodrome d'Hiver) eingesperrt. Von dort kam sie ins Internierungslager Camp de Gurs. Kurz vor ihrer Deportation nach Osteuropa gelang ihr die Flucht. Von 1940 bis 1942 überlebte sie mit ihrer Tochter im französischen Untergrund.
Nach zweimaligem Scheitern konnte sie mit ihrer Tochter im November 1942 in die Schweiz fliehen und kam dort, nachdem sie sich gemeldet hatte, für über ein Jahr in ein Flüchtlingslager. Die Erlebnisse ihrer Lager-Aufenthalte wurden zur Basis ihres autobiographischen Romans „Stadt ohne Männer“, der bereits Ende 1945 in deutscher Sprache erschien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Isolani wieder als Journalistin und konnte auch noch einige literarische Werke veröffentlichen. Jedoch war es ihr nicht vergönnt, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Ihre letzten Jahre verbrachte sie im Altenheim „La Charmille“ in Riehen, wo sie knapp drei Wochen vor ihrem 89. Geburtstag am 19. Januar 1988 starb.
Gertrud Isolani hatte in Basel in der Kunsthalle einen „Künstlertisch“ eröffnet, wo sie sich bis ins hohe Alter mit anderen Schriftstellern und jüdischen Emigranten traf, unter anderm mit Ulrich Becher, - eine jener Inseln der Verstreuten und Verjagten, deren Bücher auch im kalten Basel auf einen steinigen Boden fielen, trotz ihrer internationalen Beziehungen. Isolanis Mann war 1945 gestorben, einen Tag nachdem er vom Kriegsende erfahren hatte. Ihre einzige Tochter, die von den Folgen der Lagererlebnisse physisch und psychisch schwer geschädigt blieb, starb schon mit 43 Jahren, wie wir aus einem Interview mit der Exilantin aus dem "doppelstab" vom Februar 1969 erfahren.
Ein anderer Zeitzeuge aus der jüdischen Emigration in Basel war der Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur und Übersetzer Rudolf Frank (1886 bis 1799), dessen vielseitiges Wirken in der Weimarer Republik und in der Emigration im letzten Jahr in einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel dokumentiert wurde. In Basel konnte er zwar noch als Theaterkritiker für die AZ arbeiten, aber die gewaltsamen Brüche mit dem früheren Leben lassen sich im Exil nicht mehr heilen.